Platzgen

Platzgen ist ein alter Wurfsport, der schon im Mittelalter in fast allen Gebieten der Schweiz betrieben wurde – sei es als Zeitvertreib oder als Wettkampf. Er hat viele Namen: Blättlen, Stöcklen, Tötzlen, Jouer aux couthions, Jeu de la quille, Cavalière, Giovar a plattas, Igl stickel, Platta stechel etc. Heute wird die traditionsreiche und vereinheitlichte Sportart fast nur noch im Kanton Bern gepflegt. Beim Platzgen wird ein Wurfkörper, die «Platzge», Richtung «Ries» (Ziel) geworfen. Die Wurfdistanz beträgt für Herren wie Damen 17 Meter. Das Ziel besteht aus Lehm und hat einen Durchmesser von 1.4 Metern. In der Mitte steckt ein eiserner Stock («Schwirren»), der zirka 40 Zentimeter aus dem Lehm ragt und leicht nach vorne geneigt ist. Jeder Spieler besitzt seine eigene Platzge, die ihm gut in die Hand passt. Sie ist aus gehärtetem Stahl, meist handförmig und gezackt. Berührt sie den Stock, erhält der Werfer, die Werferin 100 Punkte. Je weiter entfernt sie vom Stock liegt, desto tiefer ist die Punktzahl.

Alter Sport, neu entdeckt
Jahrhunderte altes Wurfspiel
Eine Sportart wie zu Gotthelfs Zeiten

Früher war Platzgen eher ein «Arme-Leute-Sport», heute spielen es Beamte, Unternehmer, Handwerkerinnen, Landwirte – kurz gesagt: Menschen aus allen Schichten. Die ältesten Spiele fanden an so genannten Waid- und Alpstubeten statt, wo sich Leute beiderlei Geschlechts trafen, um verschiedene Spiele auszuüben. Heute wird das Platzgen in 47 aktiven Vereinen hauptsächlich im Kanton Bern gepflegt. Doch mehr und mehr fehlt dem Sport der Nachwuchs. Das Platzgen ist kein einfacher Sport, er erfordert Konzentration, gute Körperbeherrschung und Ausdauer.

Alter Sport, neu entdeckt (SRF Radio vom 1.9.2010)
Lebendige Traditionen
Detailbeschreibung